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Naumann, Wohnbereichsleiterin, von einem Beispiel, bei dem eine Bewohnerin ohne Be- gründung keine Medikamente mehr nehmen wollte. Erst nach langem Rätseln und einigen Gesprächen ist herausgekommen, dass die Be- wohnerin überzeugt war, dass ihren Angehöri- gen hohe Kosten durch die Medikamente ent- stehen würden, was durch ein Gespräch mit dem Hausarzt schnell geklärt werden konnte. Finanzielle Themen bringen immer wie- der Kon ikte; Diskussionen über Ausgaben, Heimkosten, P egegrade gibt es häu g. Zu einem ethischen Kon ikt kann es auch kom- men, wenn Angehörige Entscheidungen aus nanziellen Gründen treffen, die das Personal ethisch als fragwürdig einschätzt. Kon ik- te mit Angehörigen seien oft ein Grund für ethische Fallbesprechungen, erläutert Andrea Tokarski. Viele Situationen seien für die Ange- hörigen nicht einfach und nur wenige haben Erfahrung mit Krankheit, Leid und Tod, be- schreibt es Praxisanleiterin Vanessa Schramm beim Gespräch in Schwemlingen. Das A und O – das wird in vielen Ethikdi- alogen wieder einmal deutlich – ist, darüber zu sprechen, mit den Angehörigen, aber auch mit Kollegen und Vorgesetzten, um die Situa- tion zu re ektieren und im Idealfall eine gute Lösung für alle zu nden. Sehr viele Mitarbei- tende haben ein sehr ausgeprägtes ethisches Bewusstsein, was nicht zuletzt auch durch die aktive Ethikarbeit der Einrichtungen noch gefördert wird. Der Austausch im Team und die gegenseitige Hilfe verstärkt diesen Effekt nochmals bei den Mitarbeitenden. Jeder ein- zelne Fall sensibilisiert zusätzlich für ethische Probleme und Lösungswege und bewegt zum Hinschauen. Dies gäbe Selbstbewusstsein und schaffe Haltung auch gegenüber Autoritäten, zum Beispiel Ärzten, ist Vanessa Schramm überzeugt. P egedienstleiterin Angelika Ney ergänzt mit einem Beispiel: Nur hartnäcki- ges Hinterfragen einer zu hohen Schmerzme- dikation habe in einem Fall einen Hausarzt dazu gebracht, die Dosis zu überprüfen und schließlich zu reduzieren. In vielen Einrichtungen ist die Ethik- arbeit sehr gut aufgestellt; aber es gibt auch einige Unterschiede in ihrer Ausprägung und der Organisation. Oft beein ussen die loka- len Gegebenheiten dies. Die Gespräche ent- wickeln sich meist zu einer vielschichtigen Diskussion über Themen, die nicht immer direkt »ethisch« sind, z. B. wie die Integra- tion von Bewohnern gefördert werden kann, die sich nicht für das Gemeinschaftsleben interessieren, oder welche Rahmenbedingun- gen verbessert werden könnten, damit mehr Zeit für die eigentliche Arbeit bleibt. Positiv In gemütlicher Atmosphäre und mit immer guter Verpfle- gung können bei den Ethik- dialogen viele wichtige Themen angesprochen werden, wie hier im Alten- und Pflegeheim Kloster Marienau. wirken sich in Schwemlingen z. B. die hohe Fachkraftquote und die niedrige Fluktuation der Mitarbeitenden auf die Ethikarbeit aus, erläutert Heimleiterin Sebastian. Negativ fällt die immer reduziertere pastorale Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner auf. »Wer kommt spontan zur Krankenkommunion? Wie häu g kann ein Gottesdienst angeboten werden?«, drückt Heimleiterin Sebastian ihre Sorge aus. Die Seelsorge für die Bewohner und für die Mitarbeitenden sei eine große Heraus- forderung, bestätigt auch Schwester Marianne Meyer, die daraufhin von der Möglichkeit be- richtet, dass Mitarbeitende aus den Einrich- tungen im Rahmen einer Weiterbildung zur »Mitarbeit in der Seelsorge« quali ziert wer- den können. Damit reagiere der Träger auf die Veränderungen, die im Bistum Trier statt n- den. Das Problem der mangelnden Seelsorge ist in Perl-Besch allerdings derzeit noch kei- nes: der Ortspastor sei präsent und kümmere sich um die Bewohner und spirituellen Ange- bote, wie Heimleiterin Lackas berichtet. Kon- takt zur Gemeinde und Partnern ist vielerorts wichtig für die bestmögliche Versorgung und Betreuung der Menschen, wie etwa Kooperati- onen mit dem örtlichen Kindergarten, Hospiz oder dem Team der Spezialisierten ambulan- ten Palliativversorgung (SAPV). Besondere Situationen gibt es immer wieder während der letzten Lebensphase der Bewohner; Unsicherheiten bei Medikamenten- gabe oder Kon ikte mit Angehörigen sind ty- pische Beispiele, die beim Ethikdialog in Perl- Besch erzählt werden. Hier seien Gespräche mit den Beteiligten das wichtigste Mittel, um ethische Lösungswege zu nden. Das Thema Tod und Sterben erfordere besondere Sensibili- tät und berge oftmals ethische Probleme, fasst Schwester Marianne zusammen, beispielsweise Ebenso dokumentiert wur- de der Termin in Perl-Besch mit Praxisanleiterin Susanne Fuchs, Wohnbereichsleiterin Manuela Korn, Mitarbeiterin im Beglei- tenden Dienst Sabine Comtesse, Pflegedienstleiterin Melanie Caspar, Einrichtungsleiterin Marianne Lackas, Schwester Marianne Meyer und Andrea Tokarski (von links). ETHIK 42

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