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wenn ein Mensch sich nicht äußern könne am Ende seines Le- bens. Auch eine Erhöhung der P egegrade während sich ein Be- wohner im Sterben be ndet, könne ein ethisches Problem sein, wenn sich die Angehörigen durch die Beantragung belästigt fühlen und nicht verstehen können, dass auch die Ökonomie eine Rolle spielt. Einige Themen, die häu g ethische Herausforderungen sind, nden sich zum Beispiel auch im Umgang mit heraus- forderndem Verhalten demenziell veränderter Bewohner. »Da- rauf sind die Mitarbeiter gut vorbereitet«, wie Manuela Korn, Leiterin der Demenzwohngruppe im St. Franziskus, berichtet. Wichtig sei, immer wieder zu re ektieren und die Gründe für das auffällige Verhalten zu hinterfragen. Auch der Umgang mit der Sexualität der Bewohner kommt auf den Tisch. Die Mitarbeitenden sind dafür sensibilisiert, da der Träger vor einiger Zeit die Arbeitshilfe »Sexualität leben« herausgegeben hat. »Viele Publikationen des Ethik-Komitees und der Zentralen Ethik-Kommission sind in den Einrichtun- gen bekannt, andere weniger«, erläutert Andrea Tokarski. Auch dies solle im Rahmen der Ethikdialoge erkannt und verbessert werden – die passenden Broschüren be nden sich gleich mit im Gepäck. Eine Sammlung von Fallbeispielen, anonymisiert und katalogisiert, ist eine noch reifende Idee für eine Hilfestellung, über die das Ethik-Komitee schon nachdenkt und auch von den Teilnehmerinnen beim Ethikdialog in Schwemlingen angeregt wird, »als Hilfestellung und Impulsgeber für die Mitarbeiten- den«, wie Regina Sebastian meint. Aber die Ethikarbeit kreist nicht nur um die Bewohner, auch die Mitarbeitenden werden bei den Gesprächen in den Fo- kus gerückt. Ein Thema, das in Schwemlingen angesprochen wird, ist Überforderung und emotionale Belastung der Mitar- beiter, wenn es um psychische Probleme der Bewohner oder der Angehörigen gehe. Besonders am Ende des Lebens gibt es häu- g das Bedürfnis, Kon ikte des Lebens wieder hervorzuholen und aufzuarbeiten. »Wir sind keine Psychotherapeuten, dazu fehlt uns die Ausbildung. Es müsste da viel mehr professionel- le Hilfe von Therapeuten geben«, ndet Regina Sebastian, die auch von Schwester Marianne bestätigt wird, und die das The- ma mit in den Träger nehmen wolle, wie sie ankündigt. Auch das Thema Mitarbeiterseelsorge gehört zu der Ethikarbeit, die das Ethik-Komitee ständig zu verbessern versuche. »Mit Trau- er umgehen« beispielsweise ist ein neues Seminarangebot für Mitarbeitende, die entweder persönlich einen Verlust erlitten haben oder aber Trauer durch Sterbefälle in der Einrichtung spüren und sich Bewältigungshilfe holen möchten. Die meisten ethischen Fragestellungen sind permanent im p egerischen Handeln zu lösen. Bei den vielen verschiedenen Themen reichen die knapp zwei Stunden eines Ethikdialogs nicht, um alles in seiner Tiefe gemeinsam zu beleuchten. Den- noch scheinen sich die Teilnehmenden einig zu sein, dass der Effekt groß ist. Sowohl die Vertreter der Einrichtung als auch des Trägers nehmen viel aus den Gesprächen mit. Es sei enorm wichtig, diesen Themen Raum zu geben, wie die Vorsitzende des Ethik-Komitees Schwester Marianne Meyer bei den Ethikdi- alogen immer wieder unterstreicht: »Unser Christsein zeigt sich unter anderem darin, wie würdevoll wir mit den Menschen um uns umgehen und uns immer wieder fragen: Was braucht dieser Mensch vor mir?« Text & Fotos: Rosa Roeben ETHIK SPECTRUM 1/2019 43
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