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»Im Spagat: Familie und Beruf(ung)« Fortbildungsveranstaltung der Zentralen Ethik-Kommission Wittlich. Unter der Überschrift »Im Spagat: Familie und Beruf(ung)« stand am 16. Mai die diesjährige Fortbildungsveranstaltung der Zentralen Ethik-Kommission der Hilde- gard-Stiftung und Marienhaus Stiftung (ZEK), die im St. Elisabeth-Krankenhaus in Wittlich stattfand. Professor Dr. Dr. Thomas Heine- mann, Vorsitzender der ZEK und Inhaber des Lehrstuhls für Ethik, Theorie und Geschichte der Medizin an der Philosophisch-Theologi- schen Hochschule Vallendar, führte in seiner Begrüßungsansprache in die Thematik ein. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Dop- pelbelastung in Privatleben und Beruf seien Anforderungen entstanden, die von vielen Ar- beitenden – nicht nur in den Gesundheits- und Sozialberufen – als auf Dauer nicht ertragbar und nicht zu leisten empfunden würden. Wo- bei unklar bleibe, inwieweit Privatleben und Beruf tatsächlich klar voneinander zu trennen seien, wie dies oftmals suggeriert werde, und inwieweit die Haltung einer Berufung, als die viele Angehörige gerade in den Gesundheits- berufen ihre Berufswahl ansehen, einer sol- chen Trennung entgegenstehe. Dieses Problemfeld behandelte zunächst Dr. Dirk Kranz, Akademischer Oberrat im Fachbereich I – Psychologie der Universi- tät Trier und Mitglied der ZEK, der in sei- nem Vortrag »Work-Life-Balance: Zwischen Mythos und Wirklichkeit« die viel zitierte Work-Life-Balance unter historischen, psy- chologischen und soziologischen Aspekten beleuchtete. Der Begriff der Work-Life-Ba- lance habe sich aus dem »Work-Family-Con- ict« entwickelt, der insbesondere ab den 1968er-Jahren die damals neue, jedoch zu- nehmend häu ge Situation der Doppelbelas- tung von berufstätigen Frauen durch Familie und Beruf bezeichnete. Heute bestehe der kon igierende Gehalt der Work-Life-Balance eher durch den Imperativ von Selbstverwirk- lichung, Selbstoptimierung und Perfektion als Ansprüche, die zu erfüllen zur P icht erhoben würde. Die »Generation Y« – also die Geburtenjahrgänge der 1980er- und 1990er-Jahre – fasse nun am Arbeitsmarkt Fuß und bringe Umwälzungen im Sinne eines höheren Stellenwertes von Freizeit sowie von einer Sinnhaftigkeit von beru ichen Tätig- keiten und Entwicklungen im Gegensatz zu formalisierten Karrieren in die Arbeitswelt hinein. Dies habe durchaus positive Aus- wirkungen. So identi ziert Kranz z. B. eine Lockerung der Geschlechterrollen sowohl in der Familie wie in Berufen, auch seien neue Ansätze bei Arbeitszeitmodellen (Gleitzeit, Home-Of ce), Arbeitsorganisation ( ache- re Hierarchien, Dokumentationsentlas- tung, Digitalisierung), Personalentwicklung (Jobsharing), Gesundheits-/Arbeitsschutz (Präventivsport, Aktionstage) und Entlas- tungsdiensten (Kinderbetreuung) sinnvolle Entwicklungen. Auf Seiten der Eigenver- antwortlichkeit würden selbstre exives Verhalten, Artikulation von Bedürfnissen, Kommunikation und Mitverantwortung für Kollegen als notwendig erkannt, um Belas- tungen zu reduzieren und die Work-Life- Balance zu erhöhen. Allerdings seien auch die Arbeitgeber in der P icht, die Arbeitsbe- dingungen nachhaltig zu verbessern – hier Dr. Michaela Lemm fasste die Ergebnisse des Workshops zum Thema Resilienz in Beruf und Familie bei der Fortbil- dungsveranstaltung der ZEK zusammen. ETHIK 44

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