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Renate Winter St.-Clemens-Hospital ► Geldern. Als Renate Winter ihren Eltern vor fast 50 Jah- ren eröffnete, dass sie eine Ausbildung zur Krankenschwester absolvieren möchte, fiel ihr Vater aus allen Wolken. Doch die stellvertretende Pflegedirektorin im St.-Clemens-Hospital setz- te sich durch. Und sie hat den Schritt nie bereut. »Ich habe immer gerne gearbeitet, auch wenn es in meiner beruflichen Laufbahn nicht nur schöne Zeiten gab. Aber in der Pflege ste- hen die Menschen im Mittelpunkt – als Patient und im Team. Das macht es einfach aus«, erklärt Renate Winter ihre nach wie vor hohe Begeisterung für den Beruf. Dennoch war Ende 2019 nach 47 Berufsjahren Schluss. Denn zum Jahreswechsel kam für die Straelenerin der Ruhe- stand, den sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge begrüßte. »Ich weiß, dass es jetzt Zeit ist, zu gehen und freue mich, abschalten zu dürfen. Aber es bestehen viele enge Bindungen zu den Menschen im St.-Clemens-Hospital und ein tiefes Vertrauen. Das wird mir sehr fehlen.« Der Gefahr, nach Ende ihres Arbeitslebens in ein tiefes Loch zu fallen, bot Renate Winter präventiv die Stirn. »Ich bereite mich schon seit Monaten auf mein Rentnerinnenda- sein vor. Für mich ist es wichtig, dem Alltag Struktur zu geben«, verriet sie. Ein Garant dafür sei Dackel Schröder, der es genießt, dass Frauchen sich endlich Vollzeit um ihn küm- mern kann. Ein anderer Schritt ist ein bisschen Arbeit mit Augenmaß. Denn bis zur Nach- besetzung ihrer Stelle übernimmt die ehe- malige stellvertretende Pflegedirektorin als geringfügig Beschäftigte weiterhin das Pfle- gecontrolling. Und danach? Auch dafür hat sie schon Pläne. Getreu dem Motto »Niemals geht man so ganz« will sie ehrenamtlich die Frühstücksgruppe für geriatrische Patien- ten wiederbeleben. Ebenfalls fest in ihrem Terminkalender steht Teddy-Krankenhaus im September – auch wenn in der aktuellen Situation noch nicht sicher ist, dass es statt- finden wird. Wenn doch, ist Renate Winter an Bord: »Das lasse ich mir nicht nehmen. Es macht einfach Spaß!« Rückblick auf 47 Berufsjahre in der Pflege Ihre Ausbildung absolvierte Renate Winter in einem Krankenhaus des Deutschen Roten Kreuzes. Nach Abschluss arbeitete sie zunächst zwei Monate auf der Station, bevor sie auf Bitten der Leitung in den OP wechselte. »Zunächst war ich skeptisch und habe mir eine Hintertür offengelassen. Das war aber unnötig. Schon nach kurzer Zeit wusste ich: Das hier ist meine Welt«, erinnert sie sich. Irgendwann reifte in ihr der Wunsch, sich weiterzubil- den. Das DRK lehnte ab. Also belegte sie auf eigene Initiative einen zweijährigen Vollzeit-Lehrgang zur Pflegedienstlei- tung in Stuttgart. Diese Zeit wolle sie nicht missen, sagt sie rückblickend. Ihre erste Leitungsstelle führte sie in ein kleines Kranken- haus im niederrheinischen Wegberg. »Als Viss- und Ata-Schwes- ter, wie es ein Kollege augenzwinkernd nannte. Ich war für alles zuständig und komplett auf mich allein gestellt. Dadurch habe ich viel gelernt«, betont Renate Winter. Der Wechsel an ein Krankenhaus in Süchteln hingegen erwies sich als Sack- gasse. Nach nur einem Jahr kam sie deshalb nach Geldern. Für mehr als 30 Jahre. Im St.-Clemens-Hospital war sie zunächst als OP-Schwester eingesetzt. Aufgrund ihrer Qualifikation wurde ihr nach zwei Jahren die Abteilungsleitung Gynäkologie/Pädiatrie übertra- gen, später die stellvertretende Pflegedirektion und dann die alleinige Verantwortung für den Pflegedienst. Was nun folgte, beschreibt Renate Winter rückblickend als eine schwierige Zeit in der Interaktion mit der Geschäftsfüh- rung. Deshalb wechselte die erfahrene Fachfrau zurück ins zwei- te Glied. Als stellvertretende Pflegedirektorin war sie zunächst unter Karla Bergers tätig, später unter Andreas Kohlschreiber. Der heutige Pflegedirektor im St.-Clemens-Hospital ist froh, in Renate Winter stets eine loyale und versierte Mitstreiterin gefunden zu haben. »Frau Winter ist für mich und unser Team von Beginn an eine wesentliche Stütze unserer Arbeit gewesen. Ich schätze ihren engagierten Einsatz für die Kolleginnen und Kollegen im Pflegedienst und für das Haus sehr. Ich bin glück- lich, sie auch weiterhin – zumindest ein bisschen – an meiner Seite zu wissen.« Vorher aber ging es für Renate Winter erst einmal in den Urlaub: drei Wochen Teneriffa im Januar. Eine so lange »Aus- zeit« hat sie sich bislang noch nie gegönnt. Aber als Belohnung für 47 Jahre Beruf war das mehr als angemessen. Stefanie Hamm, Foto: St.-Clemens-Hospital WIR VERABSCHIEDEN Spectrum 1/2020 25
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