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ETHIK Bericht über die Arbeit der Zentralen Ethik-Kommission im Jahr 2019 ► Die personelle Zusammensetzung der Zentralen Ethik-Kom- mission (ZEK) hat sich im Jahr 2019 verändert. Schwester Ma- rianne Meyer und Dr. Rolf Dillschneider schieden nach vielen Jahren der Mitgliedschaft, versehen mit großem Dank der Mit- glieder der ZEK, aus dem Gremium aus. Neu berufen wurde Dr. Michael Ehlen, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendme- dizin im Marienhaus Klinikum Neuwied. Dr. Ehlen ist Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin sowie Facharzt für Pädi- atrie mit Zusatzbezeichnung für Neonatologie und hat das berufsbegleitende Masterstudium Medizinethik an der Univer- sität Mainz absolviert. Überdies musste der studentische Mit- arbeiter der ZEK Jan-Sebastian Kahl zum großen Bedauern der Mitglieder der ZEK aus den Diensten der Marienhaus Stiftung ausscheiden, da seine Stelle im Rahmen der Sparmaßnahmen im Träger nicht verlängert wurde. Kernstück der Arbeit der ZEK im Jahr 2019 war die Fertigstel- lung der Stellungnahme »Instrumente und Strukturen der Ethikberatung in den Einrichtungen und Arbeitsbereichen der Hildegard-Stiftung und der Marienhaus Stiftung«. In Wahrneh- mung ihrer satzungsgemäßen Aufgabe, die Einrichtungen der Marienhaus Stiftung und der Hildegard-Stiftung bei der Ent- wicklung organisationsethischer Strukturen zu unterstützen, hatte die ZEK im Jahr 2017 begonnen, intern die Bedarfe einer institutionalisierten Ethikberatung in den Einrichtungen und Arbeitsbereichen beider Träger zu diskutieren und zugleich eine Bestandsaufnahme der Ethikstrukturen in beiden Trägern durchgeführt. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wurde mit Vertretern unterschiedlicher Einrichtungen und Arbeitsbereiche beider Träger ein Konsultationsprozess begonnen, der zunächst im November 2017 zu einer Fortbildungsveranstaltung führte, in der die organisationsethischen Strukturen benachbarter katholischer Träger (Cellitinnen Köln und Malteser) untersucht und die für die Marienhaus Stiftung und die Hildegard-Stiftung spezifischen Bedarfe ermittelt wurden. Die Ergebnisse dieses Prozesses wurden in einem Entwurf für eine Stellungnahme der ZEK zusammengeführt und dieser Entwurf am Anfang des Jahres 2019 Vertretern der Einrichtungen in beiden Trägern zur Kommentierung vorgelegt. Das Echo hierauf war sowohl in Bezug auf die Anzahl der Rückmeldungen als auch auf die in- haltliche Bewertung des Entwurfes sehr erfreulich. Es wurde auf zahlreiche bereichsspezifische Aspekte aufmerksam gemacht und vielfach der Wunsch nach einer Intensivierung der Ethik arbeit auf lokaler Ebene und vor allem einer Vernetzung der Ethikarbeit in beiden Trägern zum Ausdruck gebracht. Unter Diskussion und Berücksichtigung dieser Anmerkungen aus den Einrichtungen und Arbeitsbereichen beider Träger wurde die endgültige Version der Stellungnahme erstellt. Diese enthält Empfehlungen der ZEK für die Etablierung einer einrichtungs- gebundenen institutionalisierten Ethikberatung in den Ein- richtungen beider Träger und benennt hierfür Zielkriterien.Anfang 2020 wurde diese Stellungnahme – mit nur sehr geringer zeitlicher Verzögerung gegenüber der ursprünglichen Zeitplanung den Vorständen der Hildegard-Stiftung und der Marienhaus Stiftung über- sandt mit der Bitte, die Stellungnahme in die Arbeit der Träger zu implementieren. Hierdurch wurde ein Netzwerk von lokalen und übergeordneten Ethikstruk- turen geschaffen, das eine trägerweit inhaltlich einheitliche Ethikberatung gewährleisten, redundante Arbeit vermeiden und Synergien bei der Ethikarbeit erzielen kann. Angeregt durch ein Krankenhaus der Marienhaus Stiftung hat die ZEK das Thema der Dokumentation von Therapiebe- grenzungen aufgegriffen, das offenbar in vielen Krankenhäu- sern zu kontroversen Diskussionen Anlass gibt. Die ZEK hat Kriterien erarbeitet, die für eine solche Dokumentation wichtig sind, und in einem vorläufigen Vorschlag für einen Dokumenta- tionsbogen zusammengefasst. Angesichts der übergeordneten Bedeutung solcher Dokumentationen für die Einrichtungen beider Träger sowie der damit verbundenen rechtlichen und ethischen Implikationen wird sich die ZEK mit diesem Thema in 2020 erneut ausführlich beschäftigen und einen Vorschlag erarbeiten, der gegebenenfalls einheitlich in den Einrichtungen beider Trägerschaften verwendet werden kann. Mehrere Anfragen von Krankenhäusern in 2019 bezüglich akuter Behandlungssituationen wurden von der ZEK behandelt und begleitet. Vertreter der ZEK trafen sich im Jahr 2019 im September mit den Oberinnen der Marienhaus-Krankenhäuser zur Regel- kommunikation und besprachen verschiedene Entwicklun- gen, die ethische Relevanz für die Einrichtungen besitzen. Im November trafen sich Vertreter der ZEK erstmals mit dem neuen Vorstand der Hildegard-Stiftung zu einem konstruktiven Aus- tausch und vereinbarten eine jährliche Regelkommunikation. Im Jahr 2019 beriet die ZEK über drei Voranfragen für klinische Prüfstudien. Die ZEK wurde bei einer Prüfstudie, die der Kommission klinische Prüfung der Marienhaus Holding vor- lagen, konsultiert und eingebunden. Die jährliche Fortbildungsveranstaltung der ZEK fand am 16. Mai im St. Elisabeth-Krankenhaus in Wittlich statt und war dem Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in den Ge- sundheitsberufen gewidmet. Dr. Dirk Kranz, Psychologe an der Universität Trier und Mitglied der ZEK, beschäftigte sich in dem Hauptvortrag mit dem Begriff der Work-Life-Balance zwischen Mythos und Wirklichkeit. Als ein gut angenommenes Format hat sich bei den Fortbildungen bewährt, nach einem wissen- schaftlichen Vortrag eine Diskussionsphase in Workshops ein- zulegen. Dieses Konzept wurde auch in dieser Fortbildung an- gewendet und in einzelnen Gruppen die Themen der Resilienz, institutioneller Zwänge, der Doppelbindung zwischen Beruf und Familie in der Sorge für andere Menschen sowie zu erwar- tender zukünftiger Entwicklungen im Krankenhaus diskutiert. Die Workshops wurden von Mitgliedern der ZEK moderiert und die Diskussionsergebnisse in einer abschließenden Gesprächs- runde im Plenum reflektiert. Werden die Ergebnisse der ab- schließenden Evaluation durch die Teilnehmenden zu Grunde gelegt, war die Veranstaltung gewinnbringend und wurde als sehr gut beurteilt. Professor Dr. Dr. Thomas Heinemann ETHIK Spectrum 1/2020 47
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