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Annette Schavan über ihr persönliches Engagement in Bildung und Forschung und ihre Zeit als Botschafterin. Die Edith Stein Trägerstiftung wurde 2012 als eine Idee von Ludwig Georg Braun (B. Braun Melsungen AG) und Schwester Dr. h. c. M. Basina Kloos satzungsmäßig vorbereitet und im Februar 2013 gegründet mit dem Ziel, Studenten der Humanme- dizin in den Bereichen Ethik, Kommunikation und Sozialkompetenz zu fördern. Die Vision, eine eigene medizinische Fakultät zu gründen, ließ sich leider aufgrund der laufenden Kostenhöhe nicht realisieren. Die im Bildungsbereich erfahrene ehemalige Bundesministerin für Bildung und Forschung (2005 – 2013) konnte als Vorsitzende des Vorstandes gewonnen werden und wird von Dr. Meinrad Lugan und Schwester Dr. M. Basina Kloos in der Vorstandsarbeit unterstützt. Die Stiftung kooperiert mit der Maastricht University, die eine hervorragende Reputation genießt und internati- onale Rankings nicht scheuen muss. Inzwischen ist das St.-Clemens-Hospital Geldern als Akademisches Lehrkrankenhaus der Maastricht University anerkannt und für das Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich läuft aktuell das intensive Prüfverfahren. Das praxisorientierte Medizinstudium mit einem dennoch hohen theoretischen Anspruch ist ein Gewinn für die Kliniken, wie die schon länger laufende Kooperation mit dem Marienhaus Klinikum Bendorf-Neuwied-Waldbreitbach zeigt. Als akademi- sche Plattform für die Zusammenarbeit mit Maastricht wurde das Institut für Gesund- heitswissenschaften von der Edith Stein Trägerstiftung initiiert und mit den beteilig- ten Trägern gegründet (siehe spectrum 2/2018). Es basiert auf den Säulen Forschung, Ethik und Bildung und neuerdings auch der Pflegewissenschaft. Ziel des Institutes ist die wissenschaftliche Anleitung von Medizinstudenten und anderen akademischen Nachwuchskräften im Gesundheitswesen, um eine evidenz- basierte Medizin und Pflege im Rahmen einer patientenorientierten Versorgung und Begleitung zu fördern. bei Annette Schavan, Bundesministerin a. D. NACHGEFRAGT Frau Schavan, Sie sind auch nach Ihrer aktiven Zeit als Politikerin ein politischer Mensch geblieben und setzen sich u. a. in Stiftungen für die Förderung junger Menschen und bei internationalen Initiativen und Vortragsreihen ein. Mit Ihrem eigenen Blog nutzen Sie die neuen Medien gezielt, um Ihre Botschaf- ten zu streuen. Als Vorsitzende der Edith Stein Trägerstiftung können Sie gemeinsam mit Schwester Dr. M. Basina Kloos als Ihrer Stell- vertreterin, aktiv Einfluss nehmen auf Reformpläne, angehenden Medizinern ein attraktives Lernan- gebot und Umfeld zu schaffen. Warum engagieren Sie sich für die akademische Ausbildung und für ein attraktives Lernangebot und Umfeld der Medizin-Studenten? Gründe für mein Engagement sind vor al- lem: mit dem wachsenden medizinischen Fortschritt wird der Beruf des Mediziners anspruchsvoller. Das muss sich auf die Ausbildung auswirken. Ethische Fragen und Abwägungen gewinnen an Bedeu- tung. Hier setzen unsere Initiativen an. Schließlich ist die gleichmäßige Gesund- heitsversorgung in allen Regionen immer schwerer möglich, wenn sich Mediziner scheuen, in ländliche Räume zu gehen. Wir wollen frühe Erfahrungen auf dem Land ermöglichen und hoffen, dass die Vorzüge eines beruflichen Alltags dort erfahren werden. Was würden Sie den angehenden Medizinern gerne mit auf den Weg geben? Ihre Zeit als Bundesminis- terin für Bildung und Forschung – wie auch Ihre Zeit als Honorarpro- fessorin an der Freien Universität Berlin haben Sie sicherlich geprägt und Sie wissen um die Sorgen und Nöte der jungen Menschen. Angehende Mediziner entscheiden sich für einen Berufsalltag, der sie fachlich und menschlich stark beansprucht. Ich möchte ihnen daher vor allem zuhören. Ihr Alltag gibt viele Hinweise für neue Wege für die Weiterentwicklung des me- dizinischen Studiums. Es braucht drin- gend neue Wege. Was liegt Ihnen bei dem aktuellen Projekt besonders am Herzen? Besonders am Herzen liegt mir, dass wir mit unserem Projekt ermutigen können und ein gutes Beispiel dafür liefern, wohin sich Studium und Ausbildung von Medizinern in Zukunft entwickeln können. Unsere Zusammenarbeit mit der Universität Maastricht gibt uns wichtige Anregungen für die neuen Wege. Wie haben Sie Ihre Zeit als Bot- schafterin der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl erlebt? Die vier Jahre als Botschafterin Deutsch- lands beim Heiligen Stuhl waren für mich inspirierend. Ich habe den Wert der Weltkirche in einer fragilen Welt er- lebt und den hohen Einsatz von Papst Franziskus für eine Kirche, die an die Peripherie geht und von Barmherzigkeit Zeugnis gibt. Ich habe manches Mal im Petersdom, auf dem Petersplatz und in den Vatikanischen Gärten viel von der Stille und Schönheit gespürt, die auch zum Vatikan gehören. Interview: Margit Treitz, Foto: privat NACHGEFRAGT Ein Bericht über die Zusammenarbeit der Maastricht University mit dem St.-Clemens-Hospital Geldern kann auf S. 31f. gelesen werden. Spectrum 2/2020 13
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