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»Das Herz und die Seele werden nicht dement!« Seit mehr als fünf Jahren betreue ich Menschen mit Demenz im Krankenhaus Witt- lich. Meine Motivation für dieses Ehrenamt begann schon vor 20 Jahren, als meine Mut- ter an Demenz erkrankte und einige Male im Krankenhaus Wittlich behandelt wurde. Zu sehen, wie hilflos, ängstlich und ausgeliefert sie in dieser Situation war, motivierte mich dazu, mich in Zukunft für Menschen mit De- menz im Krankenhaus zu engagieren. Die Ca- ritas Wittlich hat mich vor 15 Jahren auf das Ehrenamt aufmerksam gemacht, indem sie ein Emmerich Berg (li.) übergibt an Regina Wahsweiler (re.) vor ihrem Einsatz einen »Sensorik- koffer«. Der Koffer ist mit ausgewählten Materialien ausgestattet, die es den ehrenamtlichen Betreue- rinnen erlauben, dementiell veränderte Patienten über unterschiedliche Sinnesreize anzusprechen. Im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium geht das Verständnis der Sprache verloren und so werden Düfte, Klänge, Bilder und Berührungen als alterna- tive Möglichkeiten der Ansprache genutzt. Leben unter für sie und ihre Angehörigen schwierigen und belastenden Lebensumständen ein Ende zu setzen. »So wird der Schutz des Lebens gerade bei besonders vulnerablen Menschen in unserer Gesellschaft aufs Spiel gesetzt«, was einem Paradigmenwechsel gleichkommt, warnen die katholischen Träger. Geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung sei unvereinbar mit dem Auftrag, Menschen in Krisensituationen, im Alter, bei Krankheit oder Behinderung beizustehen. Die Träger sprechen sich vielmehr für die Förderung von Suizidprävention und den weiteren flä- chendeckenden Ausbau der Palliativversorgung aus. Das Ethik-Komitee für unsere Altenhilfeeinrichtungen hat sich in einer seiner letzten Sit- zungen ausführlich mit der neuen Gesetzeslage beschäftigt. Im Vordergrund standen vor allem Überlegungen, wie Menschen mit einem Todeswunsch noch besser begleitet werden können. Nicht selten hören unsere Mitarbeitenden von Bewohnern, dass sie nicht mehr leben möchten, für andere nur eine Last seien und ihr Leben keinen Sinn mehr mache. Dieser Wunsch ist häufig Ausdruck dafür, dass der Bewohner sich in einem emotionalen Tief befindet, vielleicht Schmer- zen hat und so nicht mehr leben möchte. Solchen Wünschen muss immer mit Respekt begegnet werden und zugleich deutlich gemacht werden, dass wir niemanden in solchen kritischen Lebens- lagen alleine lassen. Gefordert sind Aufmerksamkeit, Fürsorge, Zuwendung und das gemeinsame Gespräch, um nach Möglichkeiten zu suchen, körperliches und seelisches Leid zu lindern. Auch die weitere Verbesserung der palliativen Versorgung und zusätzliche Kenntnisse in der Suizidprä- vention sind aus der Sicht des Komitees anzustreben. Diese Maßnahmen sollen im Vordergrund stehen und keine Beihilfe zum Suizid von Mitarbeitenden geleistet werden. Schulungsbedarf zum Umgang mit Suizidwünschen besteht nicht nur für unsere Altenhilfe- einrichtungen, sondern auch für unsere Krankenhäuser und Fachkliniken. Im kommenden Jahr sollen entsprechende Schulungsformate für das medizinische Personal angeboten werden. In Kürze wird auch der Ethikrat im Bistum Trier eine Stellungnahme zu dieser Thematik ver- öffentlichen. Wenn der Vorstand der Hildegard-Stiftung sich diese zu eigen macht, wird sie allen Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Georg Beule Gedanken von Regina Wahsweiler, ehrenamtliche Betreuerin von Menschen mit Demenz im Krankenhaus Wittlich EHRENAMT ETHIK/EHRENAMT Spectrum 2/2020 45

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