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Was macht die Corona-Krise mit der Psyche? St. Franziska-Stift Bad Kreuznach entwickelt ein Therapiekonzept zu den Folgen Bad Kreuznach. Ausgehbeschränkungen, Kontaktverbote, angeordnetes Homeoffice, geschlossene Kitas und Schulen: Das Coronavirus hat den sozialen Alltag in Deutschland für viele Menschen drastisch verändert. Die Ungewissheit über die Auswirkungen, die Ausbreitung und das Ausmaß der Krankheit bedeutet eine hohe emotionale Belastung für uns Menschen. Die psychosomatische Fachklinik St. Franziska-Stift in Bad Kreuznach hat auf die Folgen der Corona-Krise reagiert. Unter der Leitung von Chefarzt Dr. Thomas Wilde hat Psychotherapeutin Petra Stadtfeld-Oertel ein Therapiekonzept für Patienten erstellt, die beruflich tangiert sind, die erkrankt waren oder um einen Menschen trauern. Die spectrum-Redaktion hat bei Dr. Thomas Wilde nachgefragt. Die Corona-Krise hat Einfluss auf etliche Lebensberei- che. Was macht das mit Menschen? Seit mehr als einem Jahr beschäftigt die ganze Welt eine Pan- demie, die uns alle unvorbereitet getroffen hat. Bewältigungs- mechanismen, die wir bisher praktiziert haben oder auch in der Psychotherapie angewandt haben, sind momentan nicht oder nur eingeschränkt möglich. Depressive Patienten können das nicht mehr tun, was sie möglicherweise in ihrer Therapie ge- lernt haben, hilfreich gegen depressive Zustände einzusetzen. Menschen besuchen, soziale Kontakte pflegen, Hobbys und kulturellen Interessen nachgehen, Sport treiben, die meisten der antidepressiv wirksamen Mechanismen sind augenblicklich nicht oder nur eingeschränkt anwendbar. Das macht es schwer, in der Therapie einen hilfreichen Ansatzpunkt zur Bewältigung zu finden. In diesem Zustand kommen die Patienten zu uns, oft hilflos, angesichts ihrer Erfahrungen, sinnvolle und anwendbare Strategien für die Bewältigung ihrer Depressionen, ihrer Ängste oder anderer psychischer Be- einträchtigungen zu finden. Patienten, die wir sehen, lei- den unter Angstzuständen, Hoffnungslosigkeit, Müdigkeit und Perspektivlosigkeit. Viele können ihre Arbeitstätigkeit nicht mehr so ausüben wie bis- her, haben ihren Arbeitsplatz möglicherweise verloren, finden sich auf einmal in einer sozial und finanziell randständigen Lage vor, aus der sie keinen Ausweg sehen. Darüber hinaus ist oft Trauer zu bewältigen über verlorengegangene Kontakte, mangelnde Beschäftigungsmöglichkeiten, zuweilen auch durch die COVID-19-Pandemie verlorene Angehörige. Pläne, Vorhaben, die in den letzten Monaten umgesetzt werden sollten, haben sich aufgrund der Beschränkungen zerschlagen, dies hinter- lässt tiefe Enttäuschung, Frustration und oft ein verfestigtes depressives Zustandsbild. Welche Rolle spielt die psychosomatische Rehabili- tation für die Heilungschancen der Folgen nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung? Psychosomatische Reha in diesen Zeiten durchzuführen ist eine organisatorische und therapeutische Herausforderung. Thera- pie in einer psychosomatischen Klinik arbeitet mit Begegnung und Nähe und dies ist unter Pandemiebedingungen stark re- duziert worden. Wir tragen in den Kliniken Masken – auch in der Therapie ist dadurch der zwischenmenschliche Kontakt zwischen den Patienten untereinander und der therapeutische Kontakt von Patient zu Therapeut schwierig geworden. Ängste und Distanz schaffen eine Atmosphäre, die schon im Alltag die UNSER CORONA-ALLTAG Chefarzt Dr. Thomas Wilde hat gemeinsam mit Psychothe- rapeutin Petra Stadtfeld-Oertel ein Therapiekonzept zu den Corona-Folgen entwickelt. Informationen finden Sie unter: www.franziska-stift.de 12
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